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Nie wieder Urlaub ?

Dies wird ein Artikel der Zitate: Es war keine Absicht, es wurden einfach immer mehr…

Wir haben es schon wieder getan – Wir waren im Urlaub.

Ist doch super, würde man jetzt sagen, doch wir kommen in jedem Urlaub an den gleichen Punkt: Warum tun wir das überhaupt?

Nach einem Jahr rund um die Uhr ackern, um einen Unverpackt Laden zu eröffnen und gleichzeitig ein Kind in die Welt zu setzten, brauchten wir einfach eine Auszeit. Natürlich es war eine Ausnahme Zeit und wir haben uns gleich zwei wundervolle Träume auf einmal erfüllt. Aber auch aus meinen früheren Anstellungen weiß ich noch – irgendwann muss Urlaub her, sonst kommt man nicht mehr klar.
Aber wie absurd ist das eigentlich, dass unser Alltag so schwer zu ertragen ist, dass wir in den Urlaub fahren müssen, um uns davon zu erholen. Nicht nur das, wir arbeiten, um es uns leisten zu können uns von der Arbeit zu erholen, denn so ein Urlaub geht ganz schön ins Geld. Das Ganze Jahr arbeiten wir darauf hin und dann haben wir ihn auch bitter nötig.
Und wenn dann das Wetter nicht stimmt, ist die Urlaubsstimmung hinüber – eigentlich voll traurig.

Auf diesen Gedanken bin ich auch nur gekommen, weil ich selbst im Urlaub war, mit dem nötigen Abstand – mit dem Blick von außen. Stecke ich mitten drin im Hamsterrad, sehe ich gar nicht, dass ich nur im Kreis laufe.

Gregors Vater sagt immer: Ich mache keinen Urlaub, mein Zuhause ist so schön und mein Alltag ist so erfüllend, ich brauche keine Auszeit davon. Beneidenswert, wer das aus vollem Ernst von sich behaupten kann. Mir wird immer mehr klar, dass auch ich mir meinen Alltag so gestalten möchte, dass ich Urlaub irgendwann nicht mehr nötig habe.

Was bedeutet Urlaub

Intensive Gespräche führen, sich gegenseitig massieren und lange lieben, nach dem Aufstehen erst mal ein paar Yogaübungen einlegen, um den Körper geschmeidig zu halten, Radfahren, wandern, klettern, neue Dinge anschauen, mit den Kindern spielen, in den Tag hinein leben, sich wirklich gegenseitig anhören und aufeinander eingehen – miteinander sein, statt nebeneinander,  … Das sind die Dinge, die ich im Urlaub gerne tue. Alles nichts weltbewegendes. Nichts, was man nicht auch zu Hause tun könnte. Also woran liegt es, dass ich das nur im Urlaub tue? Zu wenig Zeit, zu wenig Raum? Zu viel Krach? Zu viel Ablenkung? Immer was besseres zu tun? Immer ein Handy in der Hand? Gedanklich immer woanders? Wahrscheinlich ist es ein bisschen von allem.

Von Zeit und keiner Zeit

Keine Zeit im Alltag haben wir nicht zu Letzt auch deshalb, weil wir so viel arbeiten. Wenn wir von der Arbeit nach Hause kommen sind wir erschöpft und lassen uns vor dem Fernseher berieseln. Müssen wir vielleicht das Konzept Arbeit ganz neu denken? Ist das Prinzip 40-Stundenwoche + tägliches Pendeln von einer Stadt in die andere und 3 Wochen Urlaub im Jahr wirklich noch zeitgemäß? Was wäre, wenn man im Alltag mehr Zeit hätte? Wenn das Wochenende einen Tag länger wäre? Wenn man schon mittags nach Hause käme? Oder wenn man einfach mal eine ganze Woche nicht arbeiten müsste, ohne einen Urlaub zu planen?

Diesen Traum kann sich sicherlich nicht jeder erfüllen, aber mehr Menschen könnten es, als wir meinen. Das Problem, wir arbeiten so viel um unsere hohen Kosten zu decken. Warum haben wir so hohe Kosten? Weil wir so viel brauchen. Wir brauchen eine große Wohnung oder sogar ein Haus, wir brauchen ein oder sogar mehrere Autos, brauchen ständig neue Klamotten und Einrichtungsgegenstände, wir brauchen das Essen geliefert und den Schokoriegel an der Kasse. Wir brauchen ein Abo im Fitnessstudio um unsere langen Arbeitszeiten auszugleichen, wir brauchen einen Friseur, wir brauchen Fleisch oder Cashewkerne und am Ende brauchen wir Urlaub. Doch all diese Dinge sind purer Luxus. Wir glauben sie zu brauchen, weil alle um uns herum sie brauchen. Was ein Mensch jedoch wirklich braucht um glücklich und zufrieden zu sein, hat mit all dem wenig zu tun. Das sind alles nur Ablenkungsmanöver. Lassen wir uns darauf ein und beginnen wir uns zu reduzieren.

Denn wer viel kostet, der muss auch viel arbeiten, um das Rad am rollen zu halten. Dafür gleichsam: Wer wenig hat, der braucht auch wenig. (wieder so ein weiser Ausspruch aus dem Urlaub) – Wer Zero Waste lebt, lebt minimalistisch und wer minimalistisch lebt, braucht wenig zum Leben – zum glücklichen Leben. Nur wer geringe Kosten hat, kann es sich leisten, seine Arbeitszeit zu verkürzen uns seine Lebenszeit zu verlängern.

Zeit haben und Zeit nehmen

Hätte man mehr Zeit,  würde man dann nicht einfach länger Fernseh schauen? Das ist gut möglich. Ich glaube, dass es bei unserem Zeitempfinden häufig nicht darum geht, dass man keine Zeit hat, sondern, womit man sie verbringt. Wie viel Zeit wir täglich vor Handy und Fernseher vorbei streichen lassen, merken wir gar nicht mehr. So hätte ich es bestimmt nicht geschafft ein Buch zu schreiben, wenn ich einen Fernseher hätte. Der Sog war auch mir zu stark. Ich musste meinen Fernseher erst komplett abschaffen. Einfach nicht anmachen war keine Option. Mittlerweile kann ich ihn gar nicht mehr anmachen, weil ich sofort merke, wie mich das Programm und die stetigen Werbeeinspielungen aggressiv und unbewusst machen. Auch andere Dinge verkürzen nicht mehr meinen Tag, die für mich früher ganz selbstverständlich waren – Den Kleiderschrank nach einem passenden Outfit durchwühlen, Schminken, frisieren und unnötiges Zeug kaufen. Steeve Jobs trug jeden Tag das gleiche Outfit. Aber nicht mit  Scham sondern mit Selbstbewusstsein sagte er, er wäre nie so erfolgreich gewesen, hätte er seine kostbare Zeit mit Modefragen verkürzt. Steeve Jobs ist für diesen Artikel wirklich kein gutes Vorbild, aber diese Haltung hat mich inspiriert. Was man mit der freiwerdenden Zeit anfängt, ist schließlich jedem selbst überlassen.

Achtsamkeit in jeder Tätigkeit

Auf dem Campingplatz fällt mir immer wieder auf, mit wie viel Freude ich abspüle. Warum? Weil ich beim Spülen nicht daran denke, wann es vorbei ist, sondern einfach nur spüle. Warum gelingt mir das zu Hause nicht? Ich habe keine Zeit – Aber spüle ich deswegen schneller? Ich habe Zeit, ich habe nur keine Ruhe.
Wie viele Tätigkeiten führen wir am Tag aus, die uns nicht so recht gefallen, die aber „gemacht werden müssen“, bei wie vielen Tätigkeiten sind wir in Gedanken schon bei der nächsten Tätigkeit? Ich erwische mich immer wieder, wie ich versuche alles gleichzeitig zu machen und zu durchdenken. Und manchmal fällt mir auf, wie anstrengend das eigentlich ist. Immer wenn ich es jedoch schaffe meine volle Aufmerksamkeit nur auf die Tätigkeit zu richten, die ich gerade ausführe, fühle ich mich innerlich sehr entspannt und zufrieden – egal was ich gerade mache. Im Urlaub fällt es natürlich leichter, weil man keinen Zeitplan und somit auch keinen Zeitdruck hat – aber es bleibt die Frage: Spüle ich deshalb wirklich schneller? Immer wenn ich merke, dass ich unbewusst auf meinen Lippen rum kaue, versuche ich mich daran zu erinnern und mich ganz auf das zu konzentrieren was ich gerade tue. Ich bin mir sicher, das kann ich auch im Alltag lernen.

Abschalten

Beim Handy bin mittlerweile sehr erfolgreich – oft weiß ich gar nicht wo es ist. Im Urlaub bin ich sogar komplett offline. Sobald der Handyakku leer ist, bin ich ganz im Hier und Jetzt und unerreichbar. Das war nicht immer so. Aber seid die Medienflut immer mehr wird und mir der Trubel häufig über den Kopf wächst, habe ich gelernt, wie erholsam es sein kann, nicht erreichbar zu sein und nicht abgelenkt zu werden. Ich habe kein Problem mehr damit das Handy auszulassen.

Das Handy abzuschalten ist aber nur die halbe Miete. Immer wieder hört man, dass ein gesunder Urlaub eine bestimmte Länge haben muss. Man bräuchte 1 Woche, um den Alltag zu vergessen und 1 Woche vor Urlaubsende finge man wieder an, sich gedanklich auf Arbeit einzustellen. Es bliebe also nur die Zeit dazwischen, um sich wirklich zu erholen. Ich kenne dieses Phänomen, bin aber nicht mehr davon betroffen. Sobald ich die Haustüre zumache, bin ich in Urlaubsmodus. Ich mache es wie bei der Meditation, wenn ein anstrengender Gedanke kommt, nehme ich ihn zur Kenntnis und lasse ihn ziehen. So hatten wir wahrend unserer Abwesenheit einen Rohrbruch in der Wasserleitung. Das Wasser tropfte bereits bei unseren Nachbarn von der Decke. Der klassische Urlaubsalbtraum, kurz nach Herd angelassen. Ganz schön doof, aber was kann man mehr machen, als dem Vermieter Bescheid zu geben, der sich drum kümmert. Keine Sorgen der Welt, können das Rohr wieder verschließen. Die Energie kann man sich also auch getrost sparen. Ganz nach dem Motto: Probleme erst dann lösen, wenn man sie hat.

Draußen

Urlaub ist für mich, raus in die Natur. Weg von all dem Lärm. Wenn ich mich nicht von einer Erwerbstätigkeit abhängig mache, kann ich mir auch das Häuschen im Grünen und das notwendige Auto oder eine große Wohnung mit Garten leisten. Eine kleine Stadtwohnung erzeugt wohl kaum Urlaubsfeeling.

Was ich wirklich am Urlaub genieße ist das viele draußen sein. Da wir meistens Campen und auch kein Wohnmobil haben, sind wir den ganzen Tag draußen, egal bei welchem Wetter. Nicht nur unsere Aktivitäten finden draußen statt. Gerade die alltäglichen Dinge machen wir unter freiem Himmel, wie zum Beispiel das Kochen, und genau das liebe ich. Die Geräusche meiner Umwelt (wenn es nicht gerade Autoverkehr ist) beruhigen nicht nur meine Seele. Ich spüre es auch bei meinem Sohn. Er ist viel ruhiger, entspannter und in sein Spiel vertieft, wenn er nicht in den Vier Wänden sitzt.

Vielleicht ist das der Grund, warum wir so gerne Grillen. Spontan muss ich an Asien denken. Dort wird sehr viel auf der Straße gekocht und gegrillt in den einfachsten Garküchen werden in Windeseile Gerichte aus frischen Zutaten gezaubert, mit denen es unsere Fastfoodketten nicht annähernd aufnehmen können.  Ich könnte zwar mit unserem Campingkocher im Innenhof sitzen und dort kochen, wirklich realistisch ist das aber nicht – was das tägliche kochen betrifft. Aber mehr Draußen-Zeit ist nicht eine Frage der Größe des Gartens, ganz im Gegenteil.

Die Südländischen Kulturen, die wir in unseren Urlauben so gerne besuchen, verbringen sehr viel mehr Zeit auf der Straße. Sie sind gerne unter Menschen, sie lieben die Gesellschaft, sie schotten sich weniger ab, sie teilen den Raum. Nicht nur, weil bei ihnen das Wetter besser ist. Das gleiche machen sie auch, wenn sie in Deutschland leben. Ein Blick in ein multikulturelles Stadtviertel reicht aus. So ist es auch mir nicht wichtig, dass es mein Garten ist, in dem ich sitze.

Klar, ich kann in den Park gehen, aber spätestens auf dem Weg zurück werde ich von so viel Autolärm verfolgt, so viel frustrationsbedingter Aggression gewahr und habe soviel Abgase in der Nase, dass es mit meiner Entspannung wieder dahin ist, bis ich zu Hause ankomme. Wäre ich ein Zen-Meister würde mich das sicherlich nicht berühren, aber soweit bin ich noch lange nicht.
Aus der Stadt fort ziehen möchte ich aber auch nicht so recht, denn Fußläufig oder mit dem Fahrrad alles erreichbar zu haben ist für mich ein Luxus, der mir auf dem Land fehlen würde. Einmal die Woche mit dem Autos in den Supermarkt zu fahren, empfinde ich wenig erstrebenswert. Ich müsste Selbstversorger werden, aber dafür enden meine Versuche im Schrebergarten Gemüse anzuziehen, doch immer zu jämmerlich.
Warum gestalten wir unsere Städte so menschenfeindlich, dass wir Erholung von ihnen brauchen? Selbst die Sterne sind nicht mehr zu erkennen, weil jede Reklametafel beleuchtet sein muss. Dabei hat die Stadt einen wesentlichen Vorteil zum Landleben – man braucht praktisch kein Auto, weil alles so nah ist. Der nächste Bioladen ist nur ein paar Straßen entfernt, die Freunde sind mit dem Fahrrad zu erreichen und die Arbeitsstelle sowieso. Wenn es meine Stadt wäre, würde ich den Individualverkehr wahrscheinlich nur noch in Ausnahmefällen erlauben. Stattdessen wäre der riesige Straßenraum ein grünes Paradis, mit Wasserläufen, Gemüsegärten, Obstbäumen, Spielflächen für Kinder, die nicht beaufsichtigt werden müssen. Ich würde morgens aus meiner winzigen Wohnung herausgehen meinen Liegestuhl auf der Straße aufklappen und in der ruhigen Morgensonne, den Sohnemann beim kabbeln zuschauen.

Wenn ich König von Deutschland wär …

Urlaub oder Reise

Selbst wenn ich in all den obigen Punkten erfolgreich bin, bleibt eines, was fehlt.

Es gab Zeiten in meinem Leben, da kam es meinem Lebensinhalt gleich, in ferne Länder zu reisen und fremde Kulturen kennen zu lernen. Ich möchte die Zeit nicht missen, denn sie hat mich zu dem gemacht, was ich bin und mir einen Weitblick verschafft, den ich aus unserer Gesellschaft heraus nicht bekommen hätte. Hier macht jeder das, was jeder macht und wir glauben, genau das wäre das Richtige. In anderen Ländern ist das genauso, man macht die Dinge komplett anders, ist aber genauso von dessen Richtigkeit überzeugt. Seit ich gelernt habe, wie andere Kulturen ihren Alltag bestreiten, weiß ich, dass es das Eine Richtig nicht gibt. Und erst wer das erkannt hat, ist zu wirklicher Toleranz gegenüber Andersartiger überhaupt erst fähig. So schlecht der Reiseverkehr und insbesondere der Flugverkehr auch für unsere Umwelt ist, so sinnvoll kann er sein, um sich, wieder zu Hause angekommen, viel toleranter und rücksichtsvoller zu verhalten.
Leider ist das Reisen keine hinreichende Tätigkeit dafür. Der Großteil des Reiseverkehrs bringt Menschen von ihrem eignen engstirnigen Zuhause in eine andere engstirnige Urlaubsanlage – kein wirklicher Kontakt zur Bevölkerung findet statt. Meine Großmutter hat ein ganzes Haus voll exotischer Souvenirs, sie hat so viel mitgebracht, aber dazugelernt hat sie nichts. Sie bezeichnet Schwarze immer noch als Bimbos. Wir sagen es vielleicht nicht so, weil wir gelernt haben, dass man das nicht mehr macht. Aber still-heimlich, sind wir oft nicht viel besser.

Urlaub mag absurd sein, Reisen kann aber durchaus sinnvoll sein. Und das ist ein Aspekt, den ich zu Hause nicht so leicht imitieren kann. Das Kennenlernen fremder Kulturen, ermöglicht es uns gelerntes erst wirklich zu verstehen. Oft benötigt es die direkten Auswirkungen unseres umweltzerstörenden, ausbeuterischen Lebensstils hautnah mitzuerleben, um unser Handeln nachhaltig zu beeinflussen. Auch Menschen kennen zu lernen, die so viel weniger haben als wir und doch sehr viel mehr in Frieden mit sich selbst leben, erlaubt uns, uns selbst ganz neu zu überdenken und andere – ungewohnte Wege zu gehen.

Urlaub nein, Reisen ja.
Was mich betrifft, habe ich die Welt mehr als genug mit meinen Fernreisen belastet. Das was mich am Reisen weiterbringt, finde ich in Asien genauso wie in der Eifel.

Wen die innere Reise ebenso interessiert, wie die äußere für den ist der Online Kongress „Selbstbefreiung durch Hingabe“, zu dem ich eingeladen wurde dran teilzunehmen, eine passende Ergänzung. Es dauert noch ein wenig bis es los geht, aber wer sich jetzt schon einträgt, wird im November nochmal dran erinnert.

10 Kommentare

  • Claudi

    Wir machen prinzipiell einmal jährlich eine Reise, d.h. wir packen die 3 Kinder in unser Auto mit Dachzelt und fahren drauflos. Bei 3 Kindern wären Fernreisen gar nicht drin, aber es gibt so unglaublich viel in Europa zu entdecken. Wir waren inzwischen in Schweden, England, Wales, auf dem Balkan, in Mecklenburg und Polen.
    Nur zu Hause bleiben könnte ich mir nicht vorstellen. Um zur Ruhe zu kommen, darf ich nicht sehen, wie das Unkraut im Garten wächst.
    Ich nehme viel von zuhause mit (in wiederverwertbaren Gefäßen), da wir ja oft selber kochen beim Camping, aber Zerowaste funktioniert im Urlaub nur eingeschränkt. Beispielsweise habe ich noch keine Möglichkeit gefunden, Wasser zu bekommen, das nicht in Plastikflaschen abgefüllt ist. Leitungswasser kann man nicht überall trinken und um täglich Früchtetee in der Menge zu kochen, die 5 Personen brauchen, ist ein Campingkocher nicht geeignet. Ein Mehrwegsystem gibt es anscheinend nur in Deutschland. Wasserflaschen mitnehmen ist bei unserer Art zu reisen platzmäßig nicht drin. Unsere Freunde wundern sich sowieso, wie 5 Personen Gepäck für 3 Wochen in ein Auto bekommen. In Schweden ist es kaum möglich, überhaupt Essen zu bekommen, das nicht in Plastik verpackt ist, da es keinen Einzelhandel wie Metzger oder Bäcker mehr zu geben scheint. In Polen werden Würste an der Verkaufstheke einzeln verpackt und wenn man die Sprache nicht kann, ist es nicht möglich, dies dem Verkäufer auszureden.
    Sehr schade ist, dass man an Campingplätzen oft gezwungen ist, Kompost auf den Restmüll zu schmeissen, da es Biotonnen nicht gibt. Was für eine Verschwendung.
    Was gut klappt ist die Gallseife statt Rei in der Tube und wiederverwendbare Menstruationsalternativen. Für nächstes Mal hab ich mir vorgenommen, eine Wasserspritze als Klopapieralternative zu suchen.
    Auch wenn es ökologisch nicht optimal ist – wir planen schon die nächste Reise. Denn nur so sieht man, wie wenig man tatsächlich zum Leben braucht und weiß eine warme Dusche ohne Zeitbegrenzung zuhause umso mehr zu schätzen. Die Kinder haben jetzt schon mehrfach festgestellt, was für ein Luxus es ist, sich ins Bett zu kuscheln und in die Badewanne zu sitzen.

    • Olga

      Wie wenig man wirklich braucht – Das ist tatsächlich etwas was man besonders gut auf solchen Reisen lernt.
      Trinkwasser ohne Plastikflaschen gibt es aber an mehr Orten als man denkt. Man stelle sich nur mal vor, wie es die Menschen vor Ort machen. Oder fragt sie gleich. Die meisten könnten es sich gar nicht leisten nur Flaschen Wasser zu kaufen.
      In Rumänien beispielsweise gibt es überall Trinkbrunnen. Wir haben immer einen Wasserkanister dabei, den wir auffüllen, wenn wir eine Gelegenheit finden.
      Das mit dem Kompost auf Campingplätzen ist mir auch schon sauer aufgestoßen. Gerade dort gibt es doch Fläche zum Kompostieren und bestimmt auch einen Nutzen für den Kompost. Dann denke ich immer wieder, dass ich gerne einen Zero Waste Campingplatz eröffnen möchte – oder gleich ein ganzes Dorf 😛

    • frohzuseinbedarfeswenig

      Das mit einer mobile Wasserspritze als Klopapier-Alternative würde mich interessieren. Wenn du fündig wirst, poste es doch hier.

  • Sabine

    Ich LIEBE diesen Artikel! Und so so so gerne möchte ich solche Gedanken mit meinen Mitmenschen teilen. Leider sind nur sehr wenige bereit überhaupt zu lesen.
    „Du fährst nach Tirol in den Sommerurlaub?“ „Ja es gibt Menschen die nicht an den Sandstrand fliegen.“
    Es war so furchtbar unverständlich für diesen einen Kollegen, dass ich in Tirol war und nicht am Strand. Ich konnte nur den Kopf schütteln, oft verstehe ich diese engstirnige Denkweise vieler Leute nicht.

    „Der Großteil des Reiseverkehrs bringt Menschen von ihrem eignen engstirnigen Zuhause in eine andere engstirnige Urlaubsanlage“ Ja, vollkommen richtig. Und es ist so traurig und mühsam sich ständig „rechtfertigen“ zu müssen nicht so zu sein wie es anderen gerne hätten, weil man nicht der Norm entspricht. Aber es ist so viel schöner „anders“ zu sein 🙂

  • Matthias

    Liebe Olga, dass sind zwar keine neuen Gedanken, aber sehr schön in einem Beitrag zusammengefasst. Ein guter Impuls, wieder einmal über dieses Thema nachzudenken. Auf jeden Fall habe ich den Artikel weiterempfohlen.

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