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Outdoorsport pseudoöko ?

Gerade Outdoor- und Bergsportler schreiben sich ökologisches Handeln auf die Fahne. Sie sind gerne draußen, sie halten sich von Großstädten und Party fern, denn sie lieben die Natur und dort verbringen sie am liebsten ihre Zeit.

Wir tun das auch und trotzdem stoßen wir immer wieder auf ein regelrechtes Unverständnis, wenn wir anderen Bergsteigern begegnen oder eben nur ihren Hinterlassenschaften. Wer die Natur so sehr liebt, scheint noch ein wenig Nachhilfe in dessen Bewahrung zu brauchen.

Frauenklo

ZWL_Feuchttuechermüll_1000pxMänner haben es leicht, wenn es ums kleine Geschäft geht, einmal abschütteln und fertig. Bei Frauen wird es komplizierter. Die einen greifen zu Einwegtaschentüchern, die anderen sogar zu Feuchttüchern in dem Glauben, sie wären biologisch abbaubar. Manche bestehen in der Tat nur aus Zellulose, also Holzfasern, andere bestehen aber aus einem Polyester-Viskose-Gemisch. Während Viskose ebenfalls aus Holzfasern hergestellt wird, wird Polyester aus Erdöl gewonnen. Es verrottet also nicht so schnell. Zudem kommen Zusatzstoffe, wie die giftige chemische Verbindung Formaldehyd, die also Konservierungsmittel eingesetzt wird, Glykole, Terpene und Duftstoffe welche Hautreizungen und Allergien auslösen können. Solche Dinge möchte man sich eigentlich gar nicht an den Po schmieren, aber schon gar nicht, sollte man sie in der Natur zurücklassen. Selbst die Ökovariante ist immer noch in Kunststoff eingepackt und sieht am Wegesrand einfach Scheiße aus. Eine wahre Naturfrau greift auch zur Natur. Dass bisschen Pipi ist auch mit ein paar Blättern gut beseitig. Und wenn doch etwas in der Hose landet, hat das auch noch keine Frau umgebracht. Wie eine Freundin es so schön formulierte: Das macht gar nichts. Urin desinfiziert! Ihr glaubt gar nicht, wie befreiend es ist, ohne Hilfsmittel in der Natur pinkeln zu können. Wenn ein Bach in der Nähe ist, wird es noch komfortabler. Denn wer direkt in den Bach pinkelt kann sich im Anschluss auch direkt mit Wasser abwischen.

Wenn es ums größere Geschäft geht, nimmt der Waldfreund ebenfalls was er dort findet. Für die wenigerZWL_Olga-Geschaeft_1000px abgehärteten, zu denen auch ich leider noch zähle, ist ein Satz Recycling-Klopapier die bessere Alternative, denn hier kommt weitaus weniger Kunststoffverpackung zum Einsatz. Einfach so in die Landschaft geworfen sieht das ebenfalls sehr undelikat aus, weshalb man sich die Mühe machen sollte, seine Häufchen samt Papier zu begraben. Wenn wir mit dem Auto unterwegs sind, nutzen wir unseren Klappspaten, ein dicker Stein tut es aber ebenso.

Dann kommt es auf gut bewirtschafteten Wanderwegen immer wieder vor, dass tatsächlich Mülleimer mitten in der Natur aufgestellt werden. Der Gedanke ist löblich, denn der Müll soll nicht in der Landschaft landen. Aber wer soll denn hier hoch laufen, um unseren Müll runter zu tragen, den wir kurz vorher hochgetragen haben? Das macht irgendwie keinen Sinn. Nicht nur ist es eine unnötige Arbeitsbeschaffungsmaßnahme auch können Tiere in die Mülleimer rein klettern und den Müll fressen. Mülleimer gehören eigentlich nicht in die Natur, sondern das Bewusstsein, seinen Müll am besten wieder in den Rucksack zu stecken und selber nach Hause zu tragen. Ein wirklich tolles Gefühl ist es aber, wenn man wirklich gar nichts dabei hat, was man nicht mit gutem Gewissen in die Natur werfen kann.

Kleidung

Gerade Natursportler kleiden sich mit der spezialsten Spezialkleidung, die Wasserdicht, windabweisen und gleichzeitig atmungsaktiv, warm und kalt ist zu gleich und natürlich nichts wiegt und dabei auch noch gut aussieht. Denn nur wenn all diese Kriterien erfüllt sind kann man Sport und Natur erst wirklich genießen. Das scheint die weitläufige Meinung unserer Generation zu sein. Und es stimmt, Funktionskleidung leistet heute enorme Herausforderungen. Gleichzeitig hat sie aber auch viele negative Eigenschaften, die auf dem Etikett nicht vermerkt sind. So besteht Fleece häufig nicht aus natürlicher Baumwolle, sondern aus Polyester und somit aus Erdöl. Damit nicht genug, der Abrieb dieses Fleecestoffes gerät als Mikroplastik in unsere Umwelt und wird von uns sogar eingeatmet. Die meisten Funktionsmaterialien bestehen aus Kunststoff und nicht mehr aus Naturmaterialien und bei ihrer Herstellung fallen allerhand ungesunde Chemikalien an. Gesundheitsschädliche Perfluorsulfonsäure (PFOS) und Fluorverbindungen wie per- und polyfluorierte Chemikalien (PFC) und Fluortelomeralkohole (FTOH) finden sich selbst bei den wenige Marken wie Patagonia, die großen Wert auf ökologische Produktion und fairen Handel legen. Eine Belastung mit diesen Chemikalien beschränkt sich nicht nur auf die Produktionsländer. Sie sind mittlerweile weltweit an den entlegensten Orten der Erde nachgewiesen worden.

Noch sind die Alternativen gering bis nicht vorhanden und nur ein gezielter Verzicht kann den Herstellern zeigen, dass wir solche Umweltsünden nicht in unserer Kleidung haben wollen, die wir tragen, wenn wir unberührte Natur genießen wollen. Wir müssen uns immer wieder die Frage stellen, ob wir soviel Funktion überhaupt brauchen. Ob wir nicht einen Gang runter schalten können um was die Umweltbedingungen angeht wieder einen Gang hochschalten. Wer also bloß im Park joggen geht, sollte sich fragen, ob er wirklich die perfekte Funktionskleidung braucht, oder ob ein T-Shirt nicht doch ausreicht. Wen stört es schon wenn jemand beim joggen schwitzt? Das ist doch der Sinn der Sache.  Es lohnt sich beim Kauf genau hinzuschauen.

Happa Happa

ZeroWasteLifestyle_Giveawa_Müsliriegel_500pxAber was ist mit der leichten Nahrung für unterwegs. Wie bekommen wir uns satt ohne Kiloweise Lebensmittel von Hütte zu Hütte zu tragen? Der Müsliriegel und das Studentenfutter sind gute Kraftspeicher. Man muss sie aber nicht abgepackt kaufen, sondern kann sie auch selber machen. Rezepte für Müsliriegel gibt es zu Hauf im Netz und Studentenfutter ist auch nichts anderes als Trockenfrüchte und Nüsse. Eine wiederverschließbare Dose wiegt ebenfalls nicht viel und kann auch unterwegs immer wieder befüllt werden. Wem das zu viel Platz verbraucht ist mit einem abwaschbaren Brottuch oder Snackbeutel, wie sie mittlerweile von vielen Firmen angeboten werden, gut beraten. Sind sie leer verbrauchen sie im Rucksack quasi gar keinen Platz mehr.

Waschen

Wer mit seiner herkömmlichen Pflegeausstattung in der Natur unterwegs ist, sollte besser Abstand davon nehmen in Flüssen oder Seen zu baden. Denn die Inhaltsstoffe von Cremes, Shampoo und Duschgel sind alles andere als gesund für unsere Natur. Zu Hause ist das Problem geringer, da wir ein Abwassersystem haben, welches unsere Abwässer klärt und zumindest einiges der Inhaltsstoffe heraus filtern kann. Ob eine Berghütte oder ein Thailändisches Strandhaus über einen solchen Anschluss verfügt wage ich zu bezweifeln. Wir müssen uns also im Klaren darüber sein, dass dort unser Abwasser ebenfalls ungefiltert in die Umwelt gelangt. Es wird also höchste Zeit umzusteigen auf natürliche Produkte und weniger schädliche Inhaltsstoffe. Statt Shampoo, Duschgel und spezielles Reisewaschmittel ein festest Stück Seife, das wiegt zudem im Rucksack auch einiges weniger. Und Schminke und Cremes am besten gleich zu Hause lassen. Für die Wildnis seid ihr auch so schön genug.

7 Kommentare

  • Julia

    Hallo,
    erst mal muss ich deinen Blog sehr loben! Sehr viele gute Tips und Denkansätze, aber „einfach in den Bach pinkeln“?! Das halte ich für keine gute Idee, denn viele Leute, die kein abgepacktes Wasser in Plastikflaschen mittragen, werden aus den Bächen Wasser schöpfen, sei es zum kochen, gefiltert zum trinken oder sogar zum einfach so trinken. Natürlich wird auch das ein oder andre Tier sein Geschäft ins Wasser erledigen, aber man muss da ja nun wirklich nicht noch zusätzlich reinpinkeln!
    Viele Grüße
    Julia

  • Silja

    Es gibt inzwischen fantastische, auch in Studien getestete Sportfunktionsunterwäsche aus Wolle oder Wolle-Seide von verschiedenen Herstellern. Der Vorteil von hauchdünner Wolle: sie ist immer warm, selbst beim Wassersport. Und: sie stinkt nicht. Hess Natur wäre eine Bezugsquelle, es gibt aber inzwischen auch große Sportunternehmen, die anfangen, auf Wolle umzusteigen, da sie in vieler Hinsicht den Mikrofaserstoffen überlegen ist. Probiert es mal aus!

    • Olga Kroll

      Das wäre zumindest eine Möglichkeit bei einer Trockentrenntoilette Toilettenpapier einzusparen. Für eine normale Toilette wäre mir der Aufwand zu groß.
      Wo verstaust du die benutzten Tücher, wenn du auf Wanderung bist, ob benutzt oder im Fluss ausgewaschen?

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